Willkommen in der DTB-Community! Chinesisches Yoga, wie es im DTB-Verband praktiziert wird, zielt auf Selbstheilung und betont neben Asanas fließende Bewegungen. Aus der Vereinigung von Körperlichem und Geistig-Seelischem erwachsen Innere Verbundenheit und Stabile Befindlichkeit. Dies gilt vielen als Königsweg zum Ausschöpfen ihrer Potenziale. Eingebettet in CHAN-Meditation, TCM, Yin-Yang-Pinzip und DAO-Philosophie des steten Wandels ist DTB-YOGA umfassend, effektiv und authentisch.
In diesem Bericht beleuchtet DTB-Ausbilder Dr. Langhoff interessante Zusammenhänge der "Nairiki-No-Gyo (Übungen für Innere Kraft)" mit der übergeordneten Übe-Systematik. Es ist das Chinesische Yoga (Oberbegriff für Qigong, Tai Chi (Taijiquan) und die Pushhands-Partnerübungen). Das Nairiki-Set kann man sowohl solo als auch mit einem Partner ausführen. Hierbei geht es um Eigenwahrnehmung und um das Hineinspüren in den Partner.
Bei dieser Thematik bilden Gesundheitssport, Meditation und Innere Kampfkunst eine Einheit, wie sie für östliche Übe-Systeme typisch ist. Für Fortgeschrittene kommen Themen hinzu wie FAJIN-Explosivkraft, Freikampf-Strategie und das Musubi-Prinzip des Shindo Yoshin Ryu (Wechsel von verbundenen und unverbundenen Bewegungungen). Hilfreich ist hier der Bezug auf anerkannte Experten wie Toby Threadgill (Tobin E. Threadgill), den bekannten Großmeister des Takamura-ha Shindo Yoshin Ryu Jujutsu.
Erstmalig knüpft der Autor hier historisch-technische Verbindungen zwischen den Kulturen Indiens, Chinas und Japans. Er bezieht auch kulturell-philosophische Elemente des Bujutsu, Shintoismus und Kami-Glaube ein. Nicht behandelt werden können diejenigen Nairiki-Varianten, die geheim sind und nur im "Inneren Schülerkreis" praktiziert werden (Ura-Versionen).
Der DTB sieht das Nairiki-Set als "Chinesisches Yoga par excellence" - es ost sozusagen das "DTB-Tafelsilber". Im Fokus stehen Ähnlichkeiten und Unterschiede zum indischen Yoga und zu modernen Varianten. Toby Threadgill ist Großmeister und Vorsteher der Takamura-Nebenlinie des Shindo Yoshin Ryu Jujutsu. Die Frage, ob auch der Meister selbst die Nairiki als "Chinese Yoga" bezeichnet, wird noch geklärt.
Das Chinesische Yoga steht in engem Zusammenhang mit anderen östlichen Übe-Systemen. Hierbei ergeben sich spannende Erkenntnisse in technischer und historischer Hinsicht *. Das hier behandelte Beispiel zeigt die Weitläufigkeit der Formen: Indische Asanas gelangten zunächst nach China und von von dort um 1600 über Nagasaki in die japanische Bujutsu-Tradition von Shirobei Yoshitoki Akiyama. Bis heute gibt es dort die Nairiki-Übung "Banjaku", die der Asana "Ardha Chandra" ähnlich ist.
Die auch als "vom Himmel inspiririerte Übungsreihe Nairiki" lernte Dr. Langhoff und seine Schüler persönlich von Toby Threadgill, dem Leiter des Takamura-ha Shindo Yoshin Ryu Jujutsu. Der Meister besitzt ein "Menkyo Kaiden (höchste Lehrlizenz)", das vom Stil-Begründer Yukiyoshi Takamura persönlich ausgestellt und posthum übergeben wurde. Der Japaner emigrierte nach Schweden, übersiedelte später in die USA und entwickelte dort die Takamura-Nebenlinie aus der Koryu-Tradition von Katsunosuke Matsuoka.
Die "Nairiki-Übungsreihe" unterrichtet Toby Threadgill weltweit auf Lehrgängen. Wenngleich der Meister auf Fotos und in Videos Kampfkunst-Techniken demonstriert, so geht es "unter der Oberfläche" doch stets um Prinzipien wie man sie auch vom Qigong und Tai Chi her kennt. Diese Sparten faßt der DTB unter dem Sammelbegriff "Chinesisches Yoga" zusammen.
Nairiki-Techniken gehören zum traditionell überlieferten Curriculum von Threadgills Samurai-Kampfkunst. Dreh- und Angelpunkt für den DTB-Dachverband: Die Nairiki stammen aus dem chinesischen Wushu und wurden in Japan im Original bewahrt. Die acht Nairiki-No-Gyo werden bezeichnet als "vom Himmel inspirierte Lehren der Inneren Kraft" (Quelle: Nairiki-No-Gyo - Energie-Übungen). Ähnlich wie im Yoga verbinden sich hier für den Adepten die drei Säulen Meditation, Kampfkunst und Gesundheitsbildung zu einer Ganzheit.
Der DTB-Ansatz verzichtet auf Esoterik und nutzt stattdessen das wissenschaftliche Erklärungsmodell des Faszien-Netzwerks: Gut trainiertes Bindegewebe speichert Energie und schafft über optimierte Körperstruktur ein Faszien-Transmissionslinien mit erstaunlichen Fähigkeiten.
Bei der Erforschung des Wado-Ryu-Karate, das ich seit über fünf Jahrzehnten betreibe, integriere ich zahlreiche zusätzliche Bereiche - nicht ohne Grund bezeichne ich ja meinen Lehr-Ansatz für Qigong und Tai Chi (Taijiquan) als "Blick über den Tellerrand". Dabei ergeben sich auch für mich persönlich immer wieder unerwartete und erhellende Synergien.
Das hier behandelte Beispiel zeigt die Weitläufigkeit der Formen: Indische Asanas gelangten zunächst nach China und wurden von dort nach Japan eingeführt.
Hier gehe ich ein auf weithin unbekannte Zusammenhänge zwischen Yoga-Techniken und der Übungsreihe "Nairiki". Vorweg noch der Hinweis auf eine generelle Gemeinsamkeit: Das Nairiki-Set umfaßt neben Erd-Katas auch Sonnen-Katas und Mond-Katas - ähnlich wie im indischen Yoga, wo die Begriffe Sonne und Mond ja grundlegend sind.
Die Asana "Ardha Chandra" des indischen Yoga ist vielen bekannt als eine herausfordernde Übung für Stabilität, Balance und Stärkung der Beinmuskulatur. Als Übersetzung wird stets "Halbmond" angegeben. Meine zugegeben laienhafte - Vermutung favorisiert gedoch eine andere Bedeutung: "Ardha" bedeutet ja auch "Mitte (im Sinne von halb-halb)". Ich halte die Übersetzung "Mitte des Mondes" hier für passender, denn genau das soll die Übe-Praxis ja entwickeln: Stabilität und Zentrierung.
Vergleichbar ist in Ablauf und Erscheinung die japanische Nairiki-Form "Banjaku (unbeweglicher Felsen)". Auch dieser japanische Name spricht für meine Interpretation.
In der Takamura Ryuha gibt es zwei sehr unterschiedliche Ausführungen: Eine öffentliche und eine geheime, die nur an "Innere Kreise" weitergegeben wird. Die öffentlich unterrichtete Variante vergleicht Threadgill Sensei mit einem "Seestern". Sie wird nicht so weit gedreht wie die indische Form. Auf Seminaren demonstriert Toby Threadgill diese Form mit dem kleinen Öffnungswinkel.
Auf einem internationalen Seminar, das der SYR-Großmeister für das Tai Chi Zentrum in Hamburg auf meine Einladung hin persönlich leitete, gab es einen "Bonus": Threadgill zeigte ausnahmsweise eine als geheim eingestufte Version, die eigentlich einem "inneren Kreis" vorbehalten bleibt. Er winkelte sich wesentlich tiefer als als bei der normalen Ausführung. Mit dem einen senkreicht ausgestreckten Arm berührte seine Hand den Boden während die andere nach oben zeigte - ganz wie es in der indischen Ausführung üblich ist.
Was hat dieser Varianten-Vergleich nun mit dem "Chinesischen Yoga" zu tun? Nun, zum einen verbreitete sich das indische Yoga bereits vor langer Zeit im Reich der Mitte und zum anderen sind die in Japan überlieferten Nairiki aus China importiert. Auch die Prinzipien des Shindo Yoshin Ryu Jujutsu sind chinesischen Ursprungs. Dies geschah laut Forschungen bereits im 16. Jahrhundert.
Damit fällt dem Chinesischen Yoga, wie es im DTB-Dachverband und den angeschlossenen Schulen praktiziert wird, eine ganz besondere Rolle zu. Seine Fach-Fortbildunen werden vielfach von Yoga-Lehrern besucht; die neuen Lehrinhalte ermöglichen ihnen tiefere Einsichten in stilarten-übergreifende Zusammenhänge und schaffen vielfältige Synergien. Dies wiederum kann der Gesundheitsbildung in Deutschland neue Impulse verleihen.
Ich als ernsthafter und gründlicher Forschender bin des öfteren erstaunt darüber, daß trotz der im Buch präsentierten Fakten immer noch gravierende Mißverständnisse in der TSYR-Community verbreitet sind. So wird ja sogar der chinesische Einfluß auf die Ryuha negiert, obwohl der Kaisho dies detailliert darlegt. Auch wird immer noch behauptet, Takamura habe bei seiner Namensänderung den Mädchennamen seiner Mutter angenommen, obwohl diese ja Fujita Hanako hieß (siehe dazu meine Doku "Mythen und Mißverständnisse in der TSYR-Gemeinschaft").
Mein Anliegen ist es, durch meine Recherchen, Forschungen und Studien ein wenig dazu beizutragen, daß sich Fakten-Wissen stärker durchsetzt. Mythen, Legenden und Ideologien sind in Martial-Arts-Kreisen zwar die Norm, aber für mich persönlich sind Belege wesentlich aussagekräftiger. Allerdings verzichte ich seit einiger Zeit auf Beiträge in Foren, da mir dort neben Ablehnung auch Cancel-Culture und Hass entgegenschlägt. Und dies selbst direkt heraus aus der TSYR-Community, die doch Selbstdisziplin und Selbstreflektion propagiert.
Die Übungsreihe "Nairiki" wird heutzutage wohl nur noch von Tobin E. Threadgill (Toby Threadgill), dem höchsten Repräsentanten des Takamura-ha Shindo Yoshin Ryu Jujutsu (TSYR) unterrichtet, da die japanische Hauptlinie Domonkai ihre Tore geschlossen hat und nicht mehr existiert. Im TSYR unterscheidet man strikt zwischen der öffentlichen "Omote-Form" und der geheimen "Ura-Form", die nur an "innere Kreise" weitergegeben wird.
Der TSYR-Kaisho leitet jährlich exklusiv für seine langjährigen zertifizierten Lehrbeauftragten Intensiv-Seminare in seinem Soryushin / Honbu Dojo in der Nähe von Evergreen, Colorado (USA). Ihre beeindruckenden Fähigkeiten und Kenntnisse machen Lehrgänge weltweit zu Masterclass-Seminaren. Das kürzlich erschienene Grundlagen-Werk "Shindo Yoshin Ryu - History And Technique" von Tobin E. Threadgill und Shingo Ohgami hat dafür einheitliche Standards etabliert, die die Verbreitung der Ryuha fördern können.
Darüberhinaus liefert das Buch auch weniger weit Fortgeschrittenen tiefgehende Einblicke in die fremde Welt des japanischen Koryu und Budo. Dazu gehören jahrhunderte alte Überlieferungen und Schriften, die auch Shintoismus und Kami-Glaube erklären. Seit der Gründung des SYR durch Matsuoka Katsunosuke war die Spiritualität ja ein Eckpfeiler der Stilart. Der Begründer Yukiyoshi Takamura hat diese Esoterik-Tradition bis zu seinem Tode fortgeführt - u. a. mit der Umbenennung seiner Nebenlinie.
Nairiki-No-Gyo ist eine Übungsreihe für Lebensenergie - sie stammt ursprünglich aus dem chinesischen Wushu und ich zähle sie zur Qigong-Fachbereich des Chinesischen Yoga. Sie sind traditioneller Lehrinhalt im Shindo Yoshin Ryu Jujutsu *, der Ur-Form des Wado-Ryu-Karate. Wado-Ryu erlernte ich mehr als drei Jahrzehnte von Teruo Kono und die Nairiki erlernte ich von Toby Threadgill.
Der Meister überließ mir dankenswerterweise eine von ihm erstellte Nairiki-DVD mit Schritt-für-Schritt-Erklärungen zu Details, die mir bis dahin unbekannt gewesen waren. Dies ergab eine Fülle von Inspirationen für meine weiteren Forschungen. Sie reichen nun von den Asanas des indischen Yoga bis zu den Kata des japanischen Wado-Karate. Das "Transit-Land China" ist dabei von besonderer Wichtigkeit, weil die Nairiki-Übungsreihe ja hier ihre Wurzeln hat.
An dem internationalen Threadgill-Seminar in Hamburg nahmen zahlreiche Yoga-Lehrer des DTB-Dachverbands teil. Das Training der Kampfkunst-Techniken mit einem umfangreichen Repertoire von Partner-Übungen war für die meisten das Tor zu einer neuen Welt.
Threadgill Sensei demonstrierte mit seinen Schülern perfekt, wie grundlegend korrekte Körper-Struktur für Stabilität und Einsatz des Energie-Flusses ist (Posture and Structure). Der Meister betonte im Lauf des Lehrgangs immer wieder die Wichtigkeit von Eigenwahrnehmung, Entspannung und Hineinspüren in den Partner. Dafür wurde u. a. die Nairiki "Banjaku" mit wechselnden Partnern geübt. Die sich dabei einstellende Stabilität wird im japanischen Bujutsu verglichen mit einem unbeweglichen Felsen.
Der Lehrgang wurde vom DTB-Dachverband anerkannt als Lizenzverlängerung; DTB-Lehrende erhielten ein Zertifikat des Yoshin-Kai, das vom Kaisho eigenhändig abgestempelt und unterschrieben wurde. Mit der Erlaubnis von Threadgill Sensei wurden Video-Dokumentationen und Lehr-Texte erstellt.
Wer sich für weitere Details zu den Nairiki interessiert, findet im Internet reichhaltige Materialien. Doch etliche Statements - selbst von SYR-Experten sind unrichtig bzw widersprechen diametral der Meinung von Threadgill Sensei, der ja offiziell für den Yoshin-Kai spricht. Defacto bedeutet dies, daß es in den "inneren SYR-Zirkeln" unterschiedliche Doktrinen gibt und die Loyalität schwindet. So gibt es neuerdings eine Website eines Threadgill-Schülers, der Teile der Threadgill-DVD im Internet publiziert hat, obwohl der Kaisho damit nicht einverstanden sein dürfte! Ich poste diesen Link nicht, da dies sicherlich nicht in seinem Sinne wäre. Dennoch wlünsche ich den Nairiki eine weite Verbreitung - weit über die SYR-Community hinaus.
Leider gibt es keine offiziellen, von Threadgill autorisierte Lehrmittel zur Vor- und Nachbereitung seiner Lehrgänge. Allerdings stellte ein Threadgill-Schüler (vermutlich inoffiziell) die gesamte Nairiki-DVD seines Lehrmeisters ins Internet - für jeden sichtbar und nutzbar! Auf DTB-Seminaren werden Schritt-für-Schritt-Sequenzen eingeübt. Erlernt wurden sie auf dem Threadgill-Seminar in Hamburg im Jahre 2013.
In diesem Update berichtet DTB-Ausbilder Dr. Stephan Langhoff über seine neuen Forschungen. Sie spannen einen weiten Bogen, der Indien, China und Japan einbezieht. Seine Erkenntnisse sind übergreifender Natur und können vielfältige Synergien schaffen. Sie beziehen sich nicht nur auf chinesische und japanische Praktiken sondern eröffnen den Blick auf indische Vorläufer-Formen. Weiterlesen: Takamura-ha Shindo Yoshin Ryu Jujutsu.
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Für Interessierte: Es gibt bei den Nairiki übrigens drei Mond-Kata: "Zangetsu (Volllmond)" "Shingetsu (Neu-Mond)"** und "Yoitsuki (Mond am Abendhimmel)". Sie sind überliefert in drei Linien:
Takamura-Nebenlinie
Obata-Nebenlinie
Hauptlinie gegründet von Katsunosuke Matsuoka
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genauer "zunehmender Mond nach drei Tagen". Quelle: Toby Threadgill / Shindo Yoshin Ryu Jujutsu in Hamburg.
Auf spirituelle Aspekte des Daoismus, Buddhismus und Shintoismus wird an anderer Stelle eingegangen.
Chinese Yoga - History and Technique